Glaubwürdigkeit & Kirchenaustritt

Über 500 000 Menschen sind im vergangenen Jahr aus der Katholischen Kirche ausgetreten. Jetzt geht wieder das übliche Blabla los. Wir sind ja alle so geschockt. Oder völlig abgestumpft. So oder so nimmt man die Zahlen mal wieder als Argument, Reformbemühungen voranzutreiben. Und irgendwo macht das schon Sinn, weil der Mitgliederschwund natürlich darauf verweist, dass wir nicht mehr ✨glaubwürdig✨ sind. Andererseits: Warum braucht es immer erst diesen Austrittszahlenschock damit wir uns jedes Jahr neu erinnern, dass wir ja eigentlich so viel ändern müssten, was wir dann doch nicht tun, weil Rom, weil Weltkirche und weil Machtgeilheit.

Eigentlich sollte es nur einen Grund geben, warum wir uns verändern müssen, und der sollte uns jeden Tag neu wachrütteln: Das Evangelium.

Eigentlich sollte es nur einen Grund geben, warum wir uns verändern müssen, und der sollte uns jeden Tag neu wachrütteln: Das Evangelium. Wir müssen uns verändern, weil jede christliche Glaubensgemeinschaft sich am Evangelium zu messen hat und wir sind aktuell meilenweit von seinem Anspruch entfernt. Wir müssen uns verändern, weil Christentum Befreiung bedeutet und wir viel zu oft das Gegenteil in Menschen auslösen. Wir glauben an einen Gott, der aus jeder Unterdrückung, ja sogar aus dem Tod, befreit und wir vergehen Verbrechen an Menschen, wir unterdrücken sie systematisch und dann fällt uns auf, dass wir uns jetzt doch endlich verändern müssen, weil viele Menschen gehen oder der Rechtsstaat an Woelkis Türen klopft?

Es wundert mich ehrlich gesagt nicht, dass wir den Menschen nicht ✨glaubwürdig✨erscheinen, wenn wir erst durch ihr Weggehen aufwachen und dann panisch versuchen, irgendwas zu retten, was kaum noch zu retten scheint.

Ich glaube, wir müssen (jetzt wird’s kitschig und idealistisch) viel radikaler zurück zum Kern unseres Glaubens. Wir müssen uns alle fragen: Glauben wir an einen Gott, der uns befreit und sind wir bereit, an seinem Reich mitzubauen, in dem wir selbst jeden Tag für Befreiung einstehen? Und richten wir die Strukturen unserer Kirche daran aus, dass sie Befreiung fördern? Oder halten wir immer noch an einengenden begrenzenden Traditionen fest, die ohnehin keine Grundlage im Evangelium finden?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert